Schmerztherapie

Was ist das?

 

Diese Frage stellen sich viele unserer Patienten, bevor sie erstmalig zu uns kommen.

Weitverbreitete Ansichten hierüber sind

  • Krebsschmerztherapie
  • Morphine
  • Akupunktur
  • Spritzen

Um die Frage besser beantworten zu können, sollte man sich sinnvollerweise erst einmal folgende Frage stellen:

Was ist Schmerz?

Die Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes ( IASP, International Association for the study of pain ) beantwortet dies so:

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes– und  Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen beschrieben wird.“

Akuter Schmerz ist etwas sehr Sinnvolles; er

  • ist ein Warnzeichen
  • löst eine Schutzreaktion aus
  • fördert die Wundheilung durch Ruhigstellung
  • hat große Akzeptanz durch Mitmenschen
  • und kann meist einfach psychisch verarbeitet werden

Chronischer Schmerz – und meist führt dieser Schmerz die Patienten in unsere Praxis – unterscheidet sich hiervon deutlich, und zwar in folgenden Punkten:

  • Es handelt sich um Schmerz, der über die üblicherweise erwartete Heilungszeit anhält
  • Er hat keine Melde- oder Schutzfunktion
  • Er führt oft zu  physischer, psychischer und sozialer Zermürbung
  • Er hat oft geringe Akzeptanz durch Mitmenschen
  • Er wird oft zur eigenständigen Schmerzkrankheit

Präzisieren wir daher unsere ursprüngliche Frage „Was ist Schmerz“ auf die Frage „Was ist chronischer Schmerz?“, so finden wir folgende, weiterführende Definitionen:

Chronischer Schmerz ist ein Sammelbegriff für unlustbetonte körperliche und seelische Wahrnehmungen, die bevorzugt dem Körper zugeordnet werden.

Chronischer Schmerz ist vor allem durch eine Vielzahl emotionaler und sozialer Aspekte gekennzeichnet und ist mit einer Änderung im Gesamtverhalten einer Person und ihrer Lebensführung und –qualität sowie einer Veränderung des Weltbildes verbunden.

Daraus wiederum kann man folgern, dass es oft nicht der Schmerz ist, der das Leben unerträglich macht, sondern das Leben, das den Schmerz unerträglich macht!

Nicht zu vergessen ist auch, dass körperlicher Schmerz leichter erträglich erscheint als seelischer!

Zu den Risikofaktoren einer „Schmerzkarriere“, also eines chronischen Weiterbestehens der Schmerzen, gehört es unter anderem auch, wenn

  • die Arbeitsunfähigkeit länger als 4 Monate dauert
  • die Arbeitszufriedenheit nur gering ist
  • psychische und soziale Schwierigkeiten bestehen
  • depressive Störungen bestehen
  • Vermeidungs- aber auch übertriebene Durchhaltestrategien sowie
  • vorangegangene Bandscheibenoperationen vorliegen

Auch vorbestehende psychosoziale Faktoren wie

  • mangelnde emotionale Beziehung
  • geringe familiäre und soziale Geborgenheit
  • Misshandlungen
  • sexueller Missbrauch
  • häufiger Streit im Elternhaus und/oder Scheidung

können erheblichen Einfluss auf die Entwicklung und den Fortbestand von Schmerzen haben.

Aus dem Gesagten ergeben sich demnach wichtige Konsequenzen für die Schmerztherapie. Für eine erfolgreiche Therapie ist es demzufolge wichtig,

  • Schmerzen ernst zu nehmen
  • Schmerzstärke und –qualität zu dokumentieren
  • Psychische Einflüsse zu berücksichtigen
  • Schmerztagebuch oder –kalender führen zu lassen
  • Eine möglichst exakte Diagnose zu stellen
  • Therapieplan zusammen (!) mit dem Patienten aufzustellen

Demzufolge ist es eine Notwendigkeit, dass auch die psychischen und sozialen Begleitkomponenten des Schmerzes in Form eines Schmerzfragebogens erfasst werden und in Form eines vierteljährlichen Verlaufsbogens regelmäßig kontrolliert werden. Auch die Schmerzstärke und –häufigkeit erfordern eine sorgfältige Dokumentation in Form eines Schmerzkalenders. Auf die genannten Instrumente kann unser Schmerzzentrum nur in den allerseltensten Fällen verzichten; Wir bitten Sie daher, diese Instrumente sorgfältig und gewissenhaft zu nutzen, da ohne diese häufig eine sinnvolle Schmerztherapie völlig unmöglich werden kann und unter Umständen auch die Schmerztherapie von uns beendet werden muss!

Die Therapie chronischer Schmerzen erfordert seitens des Therapeuten:

  • Viel Zeit
  • Viel Geduld
  • Kontinuität
  • Konsequenz

Die Therapie chronischer Schmerzen erfordert seitens des Patienten:

  • Viel Geduld
  • Kontinuität
  • Konsequenz
  • Bereitschaft zur Mitarbeit
  • Viel Eigeninitiative und Bereitschaft zur Verhaltensänderung

Ein Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius beleuchtet diese Voraussetzungen recht gut:

„Wer sich erinnern kann, ist Herr der Vergangenheit. Aber nur wer sich ändern kann, ist Herr der Zukunft!“

Kontinuität und Konsequenz bedeutet vor allem, Behandlungsstrategien, die  gemeinschaftlich als sinnvoll erarbeitet wurden, zunächst einmal konsequent durchzuführen und diese nicht bei ersten Anzeichen von Nebenwirkungen oder nicht sofort erkennbarer Wirksamkeit sofort wieder über Bord zu werfen. Etwaig auftretende Nebenwirkungen sollten daher selbstverständlich dokumentiert und mit dem Arzt oder Therapeuten besprochen werden, aber nicht dazu führen, Medikamente ohne Rücksicht auf Verlust und ohne Rücksprache mit den Behandlern sofort wieder abzusetzen; auch andere Maßnahmen wie Veränderungen der Dosis oder ein anderer Einnahmezeitpunkt könnten beispielsweise zum Erfolg führen.

Eine seriöse Therapie chronischer Schmerzen, wie sie von uns praktiziert wird, ist daher:

  • die geordnete und koordinierte Anwendung gängiger medizinischer Verfahren
  • eine ganzheitliche Medizin durch Erfassung sozialer, psychischer, familiärer und finanzieller Aspekte (aber nicht ganzheitliche Medizin im Sinne „alternativer“ und paramedizinischer Verfahren).

Dazu müssen auch folgende Fragen beantwortet werden:

  • Wo genau tut es weh?
  • Seit wann tritt der Schmerz auf? Was geschah zu diesem Zeitpunkt im Leben des Patienten?
  • Strahlt der Schmerz aus? Wann tritt er auf? Ändert er sich im Tagesablauf? Tritt er nur zu bestimmten Zeiten des Tages, Monats oder Jahres auf?
  • Wie ist der Schmerzcharakter?
  • Was löst den Schmerz aus oder verstärkt ihn?
  • Was lindert den Schmerz?

Schmerztherapie ist daher:

  • genaues Zuhören des Therapeuten bei Anamnese, bei der Beschwerdeschilderung, bei der kontinuierlichen Betreuung
  • aber auch seitens aller Beteiligten: (fast) immer eine kleine Psychotherapie keine Wunderheilung!

Leider gibt es auch sog. therapeutische Fallen:

  • Schmerz kann auch „Tarnung“ für Depressivität und negative Erlebnisse im Vorleben sein.
  • Drang zu ungesundem Aktionismus seitens Therapeut und Patient tut selten gut!
  • „Den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen“,kann ebenfalls mehr Verwirrung als Information bieten; daher ist häufig auch ein Übermaß an technischen Befunden eher hinderlich als förderlich!

Die „Säulen (Methoden) der Schmerztherapie“ sehen wir daher vor allem in:

  • Medikamentöser Therapie
  • Entspannungstraining
  • Schmerzbewältigungstraining / Psychotherapie (Verhaltenstherapie / Autohypnose)
  • Physiotherapie (Krankengymnastik) / Chirotherapie
  • Regionalanästhesiologische Verfahren
  • Akupunktur / Neuraltherapie
  • Invasive neurochirurgische und radiologische Verfahren

Krankheitsbilder

 

Viele schmerzhafte Erkrankungen erfordern es nicht, einen spezialisierten Schmerztherapeuten aufzusuchen.  Das Symptom Schmerz hat eigentlich eine Schutzfunktion für unseren Organismus und soll uns dazu veranlassen, uns zu schonen oder eine Verletzung ausheilen zu lassen.

Manchmal entwickelt sich der Schmerz aber zu einer eigenständigen Erkrankung, er wird chronisch. In solchen Fällen entsteht ein Teufelskreis, bei welchem Inaktivität, Bewegungsmangel, sowie seelische und körperliche Anspannung  dazu führen, dass die Schmerzen gar nicht mehr aufhören, oder in Phasen immer wieder auftreten. Die Schmerzen bestimmen zunehmen das ganze Leben, selbst der Freundeskreis und die Familie werden mit in das Schmerzgeschehen einbezogen, erfordern deren Rücksichtnahme, oder führen zu deren Rückzug.

Einige Erkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, sich zu einer chronischen Schmerzkrankheit zu entwickeln, deshalb würden wir uns manchmal wünschen, Patienten mit solchen Erkrankungen in einem früheren Stadium zu sehen, wenn man noch Chancen hat, die Chronifizierung aufzuhalten.

Akute Erkrankungen mit hohem Chronifizierungsrisiko und / oder sofortigem Therapiebedarf sind:

  • Das CRPS
  • Die Gürtelrose
  • Der Clusterkopfschmerz
  • Die Trigeminusneuralgie
  • Der frische, radiologisch nachgewiesene Bandscheibenvorfall mit Nervenschmerz in Arm Hand, Bein oder Fuß.

Für Patienten mit diesen Erkrankungen versuchen wir, schnellstmögliche, eingeschobene Termine zu vergeben. Das gilt immer dann, wenn sie neu aufgetreten sind, oder nach stabiler Behandlungsphase zu einer plötzlichen Verschlimmerung führen.

Hilfreich ist es in diesen Fällen, wenn Ihr behandelnder Hausarzt, Neurologe oder Orthopäde bei uns anruft und einen solchen Notfalltermin für Sie vermittelt. Wir sind Spezialisten zur Therapie chronisch schmerzkranker Patienten. Deshalb können wir nur wenige Therapieplätze für akute Notfälle zur Verfügung stellen.

Chronische Krankheiten erfordern meistens eine geduldige, auf  eine langfristige Beziehung zwischen Patient und Arzt angelegte Therapie. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Sie sich um einen Therapieplatz in Wohnortnähe bemühen. Nutzen Sie dazu unser Mitgliederverzeichnis.

Die folgenden Seiten führen die Krankheiten auf, die wir in unseren Praxen besonders häufig sehen. Die Aufzählung erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Die kurzen Artikel sollen Ihrer Information vor allem in dem Sinne dienen, dass Sie hier noch einmal das Wichtigste zu Ihrer Erkrankung und Therapie nachlesen können. Sie ersetzen keinesfalls einen therapeutischen Kontakt zu Ihrem Arzt und anderen Therapeuten!

Behandlungsspektrum

 

Die moderne Schmerztherapie umfasst ein sehr breites Behandlungsspektrum; von der reinen Rezeptur von Schmerzmitteln (Analgetika) bis hin zur reinen Psychotherapie finden sich alle denkbaren Varianten. Zwar gibt es auch operativ-invasive Maßnahmen wie Bandscheibeneingriffe oder die Implantation von Schmerzpumpen oder Elektrostimulatoren,  Nervenverödungen, Bestrahlungen und vieles andere mehr, solche Methoden werden jedoch von den meisten Schmerztherapiezentren nicht angeboten.

Die folgenden Seiten können nur einen kleinen Ausschnitt des Therpiespektrums aller Praxen darstellen. Die im QuAN! vertretenen Ärzte haben innerhalb dieser Bandbreite durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. Bitte schauen Sie deshalb auch auf die jeweiligen Webseiten der Schmerzpraxis in Ihrer Nähe.

Meistens kommen verschiedene, sich ergänzende Methoden zur Anwendung. Man spricht dann von multimodaler Therapie. Folgendes Beispiel soll das verdeutlichen:

Ein Patient mit einem Rücken- Beinschmerz aufgrund eines Wurzelreizsyndroms wird sehr häufig eine schmerzstillende (analgetische) Dauermedikation, oft in Verbindung mit einem Medikament zur Muskelentspannung erhalten. Darüber hinaus ist kann es sinnvoll sein, ihm Peridural- oder Paravertebralanästhesien zukommen zu lassen. Rückenschmerzen sind aber häufig Folgen von schlechter Körperhaltung und/oder seelischen Problemen: Daher ist es sinnvoll, hier auch Verfahren der Physiotherapie, der Körperwahrnehmung und der Schmerzbewältigung bzw. der Psychotherapie einzusetzen.

Eine Übersicht über einige der von uns verwendeten Verfahren zeigen die nachfolgenden Seiten.